Von racing Mokkasin –
Nachdem ich mir das Hotelfrühstück, extra für „Cyclists“, gemütlich schmecken gelassen habe und natürlich auch wieder ne ordentliche Portion in meine Taschen hab wandern lassen, ging es bei herrligem Sommerwetter unter strahlend blauem Himmel Richtung La Chambre, dem Fuße des Madeleines und des Glandons. Auf den ersten 12 km ging es auf großer Nationalstraße gemächlich bergab sodass ich mich zur Abwechslung mal richtig schön einfahren konnte. In La Chambre hab ich dann erstmal meine Seitentaschen des Rucksacks mit jeweils einer Baguettehälfte gefüllt. Oberste Prämisse:1 Baguette+1 Käse. Hat man diese beiden Sachen im Gepäck kann eigentlich nichts mehr schief gehen, Wasser gibt’s an jeder Ecke (deshalb blieb übrigens meine Trinkblase auch seit der 2. Etappe furztrocken). So, zurück zum Geschehen. Die Straße fängt bereits im Ort an geschmeidig an Höhe zu gewinnen. Zuerst noch ganz leger, kurze Zeit später dann aber pendelten sich die Steigungsprozente bei etwa 7-8% ein. Ufgrund des Namens, Col de la Madeleine, habe ich eigentlich eine ganz legere mädchenhafte Auffahrt erwartet. Genau das Gegenteil war jedoch der Fall. Durch die kaum nachlassende Steigung war Erholung Mangelware. Erschwerend kam hinzu, dass man sich nicht auf kalt oder warm einigen konnte. Im Schatten war es kalt, in der Sonne warm. Weiter oben kam dann noch eine leichte Windbrise hinzu. Trotzdem zog ich auf halber Höhe meine durchnässte Windweste aus, und ließ sie zum Trocknen am Rucksack rumbaumeln. Ich sah damit wie ein Flohmarktverkäufer aus, wie ein Zigeuner. Ich fuhr also, um die Kerntemperatur aufrecht zu erhalten, etwas flinker dem Col entgegen. In Saint Francois Longchamp konnte ich es etwas ruhiger angehen lassen und mich etwas erholen um den Schlussanstieg wie ein Mann nehmen zu können. Bis hierhin ist man Größtenteils im Wald unterwegs und hat nur sehr wenig Möglichkeiten zurück zu blicken, geschweige denn voraus um zu sehen was einen noch erwartet. Doch das änderte sich jetzt. Auf den letzten 3 km fährt man in unbewaldetem Gebiet und hat so alles schön im Blickfeld. Wie eine Rundumleuchte drehte sich mein Kopf. Über mir die Passhöhe, vor mir die teilweise geschlängelte Auffahrt und unter mir das Örtchen Francois Longchamp inklusive dem Wald aus dem ich raus kam. Meine Kamera hat auch keine ruhige Minute mehr. Am Madeleine genoss ich neben meinem Pain au chocolat, und dem Käsebaguettes natürlich auch diese herrlige Aussicht Richtung Norden wo in der Ferne das monströse Mt. Blanc Massiv prangerte. Danach ging es in einer direkten Kehrtwende wieder runter nach La Chambre. Da ich hochwärts nun schon on mass Bilder geschossen habe, ließ ich mich jetzt nicht weiter beirren und flog in einem Ritt hinunter zum SPAR in dem ich meine Reserven mit Cola, Bananen und Vanillemilch auffüllte. Gut, dass ich mich damals für den Deuter Futura Vario 40+10 entschied. Diese +10 sind ideal für allerlei Leckereien. Dann ging es um die Mittagszeit Richtung Col de la Croix de Fer über den Col du Glandon. Anfangs, wie so oft, im dichten Wald auf schmaler, stetig steigender Straße, ab halber Strecke dann durch ein idyllisches Hochtal mit Flüssilein, frei grasenden Kühen und so gut wie keinem Verkehr. Wahrscheinlich ist die Auffahrt nicht so angesagt. Mir sollte es Recht sein, so hatte ich wenigstens meine Ruhe. Ab ca. 1600HM konnte man im Norden den Mt. Blanc hinter dem Madeleine hervoreugen sehen. Einfach herrlich diese Weitblicke. Der letzte Aufschwung verlangte dann noch mal alles von mir ab. Zweistellige Steigungsprozente galt es nun zu überwinden. Nach schnellem windigem Gewinnerfoto am Glandon ging es, weil ich einmal dabei war, gleich noch weiter zum Croix de Fer. Diesen konnte man von hier unten bereits sehen. Die Straße hinauf war schnurgerade und zum Glück in Windrichtung gelegen. Ich feuerte somit, unterstützt vom Wind, mit enormen Speed den Pass entgegen. So muss es sich mit EPO anfühlen... . Hier oben hat man wiedermal einen absoluten Weitblick in alle Himmelsrichtung. Nach unzähligen Fotos ging es nun Richtung Tagesziel. Le Bourg - d`Oisans oder Les 2 Alpes, je nach Zeit und Lust. Die Abfahrt wurde widererwarten das eine oder andere mal von nicht zu verachteten Gegensteigungen unterbrochen wodurch sich die Abfahrtszeit enorm in die Länge zog. Das war so nicht geplant. Trotzdem wie immer geile Abfahrt. Und sogar noch ein Col mitgenommen der nicht auf der Liste stand, den Col de 7Leux, kennt kein Schwein, aber trotzdem gefreut. Erst gegen 16 Uhr erreichte ich das Tal ( Start am Croix de Fer gegen 14:30 Uhr ). Die Fahrt bis nach Le Bourg - d`Oisans schien endlos, nicht zuletzt weil ich ziemlich im Arsch war. Nichts desto trotz sträubte ich mich gegen ein Hotel hier in diesem Ort ( zu teuer+ungemütlich ). Also legte ich mit Gel, Banane und Wasser nach und machte mich auf den Weg nach Les 2 Alpes. Mir war irgendwie nicht bewusst, dass es bis da hoch noch ca. 850HM sein würden. Dieser Aufstieg, die Straße zum Lautaret, zog sich ewig in die Länge und ich war ziemlich fertig auf den Knochen. Die Flaschen waren schneller alle als gedacht und ich war heilfroh als ich nach langem Suchen eine Möglichkeit fand diese wieder aufzufüllen. Bei dieser Gelegenheit verschlang ich mein letztes Gel für heute. Es ging gar nichts mehr bei mir, als würde mich jemand festhalten. Getrübt wurde die ganze Situation von dem immer dunkler werdenden Himmel und von der Ungewissheit ob die JHB überhaupt ein Platz frei hat und ich nicht evtl. wieder runter nach Oisans fahren muss. Als ich den Lac du Chambon unterhalb von Les 2 Alpes erreichte, verließ ich die Nationalstraße und bog ab auf den letzten großen Aufschwung für heute. Jetzt hieß es Arschbacken zusammen kneifen und den letzten Stich nehmen. Gedacht getan. Die letzten, von zahlreichen Serpentinen bespickten, 650 HM fuhr ich unter bedecktem Himmel zu ende. Den Ortseingang erreichte ich unter leichtem Nieselregen. Es war die pure Erleichterung als mir in der JHB die Jungs an der Reception ein Zimmer zusicherten, zwar vorerst nur für eine Nacht aber das war mir in dem Moment extrem egal. Später bekam ich dann doch noch die Möglichkeiten für 2 Nächte zu bleiben. Die Wettervorhersage für morgen war nämlich alles andere als Sommerurlaubsmäßig. Schnee bis runter auf 1700HM und Kälte waren angesagt.
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren