Von karleq – Der Belchen gilt als schönster Berg des Schwarzwaldes. Seine steile Kuppe erhebt sich am Rande des Gebirges und ermöglicht freie Sicht in alle Himmelsrichtungen, insbesondere auf die Alpen. Bei entsprechender Wetterlage reicht der Blick bis zum 250 Kilometer entfernten Mont Blanc. Diese guten Sichtverhältnisse ergeben sich überwiegend in Herbst und Winter. Im Winter ist die Belchenstraße allerdings Schlittelweg: Da heißt es rodeln statt radeln! Für Radler bleibt also der Herbst als idealer Tourenzeitpunkt.
Heute ist so ein Tag: Mitte Oktober, ausgesprochen warm für diese Jahreszeit und trockene Luft: ideales „Belchenwetter“. Ich möchte heute den Belchen zuerst umrunden und danach auf den Gipfel hochfahren. Noch bevor es richtig hell ist, sitze ich auf dem Rad und verlasse Bad Krozingen in Richtung Münstertal. So früh an einem Sonntag bin ich fast alleine auf der Straße. Im Münstertal beginnt der erste Anstieg zum Haldenhof. Im Bereich Münsterhalden ist der wohl schwierigste Teil der heutigen Tour, da klettern die Steigungswerte über 10% hinaus. Nach der Kehre oberhalb der letzten Häuser geht die Steigung wieder zurück. Nach fast 20 Kilometern habe ich den ersten Pass, den Haldenhof erreicht. Nun geht es durchs Heubronner Tal abwärts bis ins Belchendorf Neuenweg. Hier beginnt der zweite Anstieg, es wartet der Hau. Von Neuenweg aus sind das aber nur wenig mehr als 100 Höhenmeter, und das bei sehr moderater Steigung. Die folgende Abfahrt führt durch die kleinste Gemeinde von Baden-Württemberg, durch Böllen. Zuerst kommt Oberböllen, dann Niederböllen. Bei einem einsam stehenden Haus geht es links ab – Vorsicht, leicht zu übersehen! – nach Wildböllen. Hier beginnt Anstieg Nummer drei zur Unteren Stuhlsebene, eine meiner Lieblingsstrecken im Südschwarzwald. Schmale Straße, kein Verkehr, abwechslungsreiche Landschaft, was will man mehr?
Auf der Unteren Stuhlsebene sind die ersten Tausend Höhenmeter geschafft. Über Schönenberg geht es bergab nach Schönau. Hier kommt der Kulturschock: Auf der B 317 ist eine wahre Blechlawine unterwegs. Dies wird auch nicht viel besser, als ich das Wiesental verlasse und den letzten großen Anstieg, den Belchen in Angriff nehme. Offensichtlich haben heute auch andere Menschen erkannt, dass „Belchenwetter“ ist. Nun folgen 800 Höhenmeter ohne Erholungspause. Am Parkplatz der Belchenbahn tummeln sich die Menschen, alles ist zugeparkt. Radler können aber unbehelligt an der Schranke vorbei auf die Gipfelstraße gelangen. Auf 1350 Metern ist dann aber Schluss, am Belchenhaus endet die Straße. Wie erhofft, zeigt sich hinter dem vorgelagerten Jura die Alpenkette mit dem Montblanc im Westen. Natürlich bin ich auch hier nicht alleine, rund ums Belchenhaus herrscht Hochbetrieb. Nun beginnt die lange Abfahrt ins Münstertal, die allerdings noch von einem Gegenanstieg zum Hohtann unterbrochen wird, Aber die 125 Höhenmeter schrecken nach dieser Tour nicht mehr. Im Münstertal erreiche ich das Rathaus in der Ortsmitte, wo ich heute Morgen zum Haldenhof abgebogen bin. Die Umrundung ist vollendet. Jetzt wartet nur noch der Heimweg nach Bad Krozingen.